Kein hochdramatischer Sopran und ein ganz anderer Habitus, eine ganz andere Stimmgebung. Eindrücklich war trotzdem Yendes Auftritt bei den Liederabend-Konzerten der Frankfurter Oper, wo der Publikumszuspruch so groß war, dass die Ränge geöffnet werden mussten.

Frankfurter Rundschau: Das Gespür für Beweglichkeit

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Ein bis ins Pianissimo fein ausgearbeiteter Liederabend Pretty Yendes in der Oper.

Eine neue Jessye Norman wird sie nicht werden, Pretty Yende, die in Südafrika geboren wurde. Die mittlerweile in allen großen Häusern präsente, namentlich an der New Yorker Metropolitan Opera aktive Sopranistin ist das ganze Gegenteil der jüngst verstorbenen Diva. Kein hochdramatischer Sopran und ein ganz anderer Habitus, eine ganz andere Stimmgebung. Eindrücklich war trotzdem Yendes Auftritt bei den Liederabend-Konzerten der Frankfurter Oper, wo der Publikumszuspruch so groß war, dass die Ränge geöffnet werden mussten.

Eine zierliche, lebhafte, wenngleich nicht quirlige Erscheinung bietet die 34-jährige, in Mailand wohnhafte Künstlerin, deren Sopran leicht und in der Dynamik höchst beweglich ist. Zierlich wäre auch eine Qualifizierung der Stimme, wenn damit nicht zu sehr Pittoreskes und Kleines verbunden sein könnte. Dennoch: die oft ganz druckfreie, fast beiläufige, aber genau ausgearbeitete Handhabung des Piano- und Pianissimobereichs schufen eine oft mädchenhaft anmutende Naivität. Freundlich – das ist zwar auch keine echte Stimmcharakterisierung, aber zur vokalen Atmosphäre Yendes passte das auch in der mimischen, publikumszugewandten Weise, mit der keine augenzwinkernde und augenrollende Ironie oder Melancholie einherging.